Et Labora - Abschlussbericht

Das durch das Kooperationsprogramm INTERREG Polen-Sachsen 2014-2020 geförderte ERL-Projekt wird im März 2021 abgeschlossen. Gemeinsam mit unserem Projektpartner, dem Landkreis Złotoryja in Niederschlesien und der „Anstalt für berufliche Aktivierung“ in Swierzawa wurde das Projekt umgesetzt und die Projektaufgaben „mit Leben gefüllt“.

In grenzüberschreitender Zusammenarbeit wurden Bildungsprogramme für 10 Bereiche erarbeitet, jeweils 5 Bereiche in Polen und in Deutschland. Der polnische Partner erarbeitete Berufskompetenzprofile, kurz BKP in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Buchbinderei, Druckerei, Druckereigewerbe. In Sachsen wurden BKP´s in den Bereichen Tischlerei, Bäckerei, Keramik/ Kreativ, Verpackung und Montage sowie der Landschaftspflege erarbeitet. Die in Sachsen erarbeiteten Berufskompetenzprofile wurden auf Grundlage der Praxisbausteine der Diakonie Sachsen erstellt. Nach dieser Vorlage wurden Arbeitsblätter, Unterrichtsmaterialien und entsprechende Fördereinheiten für Menschen mit Behinderungen vorbereitet, weiterentwickelt und in der Arbeit mit MmB angewendet. Im Rahmen des Projektes wurden über 40 MmB in den unterschiedlichsten Bereichen geschult und gefördert. Das während des Projektes ERL- „Educatio-Repetitio-Labora---Lebenslanges Lernen für Menschen mit Behinderungen“ erstellte Bildungsprogramm wird auch weiterhin in der Förderung von Menschen mit Behinderung in der Werkstatt St. Michael eingesetzt. Hier lernen die Beschäftigten im Berufsbildungsbereich sowie im Arbeitsbereich von- und miteinander. Mit der Erstellung der BKP´s wurde der Grundstein für eine optimale Förderung und Weiterentwicklung unserer MmB gelegt und kann so auch über das Projekt hinaus eingesetzt und weiter ausgebaut werden.


Ein weiterer Bestandteil des Projektes waren Praktika auf dem 1. Arbeitsmarkt, hier konnten über 30 Beschäftigte der WfbM praktische Erfahrungen in Firmen der näheren Umgebung sammeln. Außerdem war unsere polnische Partnereinrichtung zu ein- oder mehrtägigen Praktika bei uns in Panschwitz-Kuckau zu Gast. Sie unterstützten unser Projekt beim Brückenbau (Einweihung April 2019) im Lippe-Park, es wurden Hochbeete aufgebaut und erste Erfahrungen im Garten- und Landschaftsbau gesammelt, aber auch die Keramikwerkstatt sowie der Montagebereich konnten ausprobiert werden. In der Freizeit fanden gemeinsame Ausflüge nach Bautzen, zum Bowling oder die Klosterführung mit Sr. Filipa statt. Diese gemeinsamen Aktivitäten verbesserten die Verständigung, unsere Gäste lernten sorbische Bräuche kennen und unsere schöne Umgebung wurde vorgestellt.

Die Beschäftigten der Werkstatt St. Michael besuchten bei mehreren Praktika´s die polnische Werkstatt in Świerzawa. Hier konnten neue Kenntnisse und Fertigkeiten in den Bereichen Gastronomie, Glasmalerei und Druckerei erworben werden. Im Anschluss an die Arbeit in der Werkstatt wurden Ausflüge nach Jelenia Góra mit Museumsbesuchen, einer Führung durch die Glashütte „Julia“ und verschiedene Workshops angeboten. Der gemeinsame Austausch der Partnereinrichtungen untereinander prägte das Projekt, die gemeinsamen Ausflüge, Erfahrungen und Erlebnisse machten es spannend und mit „allen Sinnen“ erlebbar.

An den im Projekt vorgesehenen Sprachschulungen konnten die Beschäftigten (MmB) ebenso wie Mitarbeiter, Interessierte und auch die Schwestern des Klosters an mehreren Polnischkursen teilnehmen. Diese wurden vom Projekt geplant, organisiert und finanziell gefördert. Vielen Dank allen Teilnehmern und der Dozentin der Volkshochschule Kamenz, sie haben sich eingebracht, ihre Sprachkenntnisse verbessert und das Projekt mit Leben gefüllt. Leider mussten aufgrund der Corona-Pandemie alle noch geplanten Schulungen abgesagt werden. Bei den Grill-Meisterschaften oder den Paraolympischen Spielen auf polnischer Seite sowie bei Patronatsfesten, Adventsmärkten oder Sommerfesten in Panschwitz-Kuckau wurde die Zusammenarbeit beider Partner intensiviert und ein interkultureller Erfahrungsaustausch war möglich. Hier konnten die erworbenen Sprachkenntnisse angewendet und weiter ausgebaut werden, natürlich wurden alle Veranstaltungen zusätzlich von Dolmetschern unterstützt und begleitet.

Ein zusätzlicher Projektbestandteil war die Zusammenstellung eines Leitfadens über Fördermöglichkeiten bei der Beschäftigung behinderter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Bei mehreren Arbeitstreffen und Veranstaltungen mit Werkstattpartnern auf beiden Seiten, wurden die Unterlagen zusammengetragen, überarbeitet, in beide Sprachen übersetzt und zu einer „druckreifen“ Ausgabe“ zusammengestellt. Somit entstand ein deutsch-polnisches „Gemeinschaftswerk“, welches Arbeitgebern in Polen und Deutschland bei der Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen hilfreich sein kann. Im Rahmen des ERL-Projektes wurden mehrere Bauvorhaben geplant, vorbereitet und durchgeführt. In Świerzawa wurde eine Mühle zum Hotel umgebaut. Hier wurden neue Hotelzimmer, ein Restaurant mit hochmoderner Küche sowie dazugehörigen Personalräumen geschaffen. Im Rahmen der Praktika´s konnten Beschäftigte und begleitende Mitarbeiter die neuen Räume besichtigen und als „einige der ersten Gäste“ im neugeschaffenen Hotel übernachten. Unser besonderer Dank gilt hierbei dem Personal für die wunderbare Bewirtung, der Dolmetscherin für die sprachliche Begleitung sowie dem Team der ZAZ Swierzawa für die tolle Gastfreundschaft. Ein Großteil des Projektzeitraumes nahm der Umbau der Klosterbäckerei und die Einrichtung des Café ST. MICHAEL in Anspruch. Hierfür wurden die verschiedensten Ausschreibungen vorbereitet, Planungen erstellt, Bauberatungen durchgeführt sowie zukunftsorientierte Lösungen gesucht und gefunden. Das Gebäude der Klosterbäckerei wurde von „Kopf bis Fuß“ saniert, das Dach erneuert, Wände geöffnet, neue Türen und Fenster eingebaut, sowie Lüftung, Heizung, Sanitär, Elektrik und vieles mehr ausgetauscht. Die Backstube wurde modernisiert, eine Kühlzelle und eine Edelstahl-Küche eingebaut sowie der Verkaufsbereich komplett umgestaltet. Es wurden Fliesen verlegt, Malerarbeiten geleistet und neue Beleuchtung angebracht. Die verschiedensten Gewerke wurden fast ausschließlich durch regionale Firmen ausgeführt. Vielen Dank an alle Handwerker, Mitarbeiter und Berater dieser Bauunternehmung, aber auch an die Schwestern des Klosters St. Marienstern, die uns mit „Rat und Tat“ zur Seite standen. In mehreren Café-Workshops wurde über die zukünftige Ausgestaltung des Cafés, neue Angebote sowie die Vermarktung der Klosterbäckerei und des Café ST. MICHAEL beraten. Hier arbeitete die Kaufmännische Leitung gemeinsam mit der Werkstattleitung, der Projektleitung und dem Klosterbäckerei-Personal eng zusammen. Es wurden „Pläne geschmiedet“, Neues ausprobiert, über Verbesserungen diskutiert und gemeinsame Wege in die Zukunft gefunden.

Im April 2019 wurde die Klosterbäckerei ausgeräumt und bis Ende November die Backstube, der Verkaufsbereich und die Personalräume umgebaut. Zeitgleich wurden die Umbauarbeiten an den neuen Caféräumen umgesetzt. Hierfür wurden „dicke Mauern eingerissen“, neue Leitungen verlegt und alle Räume mit neuen Farben aufgefrischt. Für die Ausstattung der Räumlichkeiten wurden Ausschreibungen vorbereitet, Angebote verglichen und passendes Mobiliar, neues Geschirr, Besteck, Tischwäsche, Berufsbekleidung sowie verschiedenste Dekorationselemente angeschafft. Das Café ST. MICHAEL im denkmalgeschützten Gebäude wurde im Einklang zum Kloster und im Hinblick auf die Bedürfnisse der hier arbeitenden Menschen mit Handicap eingerichtet. Im Café und in der Klosterbäckerei wurden neue Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap sowie optimale Bedingungen für Besucher des Klosters geschaffen.

Die Klosterbäckerei konnte Ende 2019 wiedereröffnet werden und arbeitete bis zum Corona-Lockdown im März 2020. Im Juli 2020 wurde das Café ST. MICHAEL probeweise eröffnet, das Personal und die Menschen mit Behinderungen mussten nach der langen Schließzeit langsam in ihre neue Aufgabe „hineinwachsen“. Über die Sommermonate wurden erste Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt, neue Möglichkeiten ausprobiert und viele Gäste, Besucher, Pilger und Einheimische bewirtet. Einige kleinere Veranstaltungen wurden durchgeführt und das neue Café vorgestellt. Leider musste der Cafébetrieb im November 2020 aufgrund des 2. Corona-Lockdowns schließen. Das Café-Team hofft, dass es bald wieder Gäste im Café ST. MICHAEL begrüßen kann und freut sich schon darauf.